Letztens war ich auf einer privaten Feier. Es waren vor allem Familien dabei, einige kannte ich, viele nicht. Zufällig saß ich beim Essen neben einer Frau, die ich nicht kannte. Sie drehte sich unvermittelt zu mir und stellte mir eine Frage. Während ich antwortete konnte ich erkennen, wie ihr Blick starr direkt durch mich durchging. Es kam keine Reaktion von ihr, die mich erkennen lies, dass ich mir zuhörte. Kein Nicken, kein Stirnrunzeln, kein „Aha“, kein Nachfragen, nicht mal das kleinste emotionale Aufblitzen in ihrem Blick. Sekunden später wurde sie durch ein schreiendes Kind abgelenkt. Sie blickte kurz zu dem Kind und begann dann zufrieden weiter zu essen, ohne mich weiter zu beachten oder noch einmal an unserem Gespräch anzuknüpfen. Ich beschloss, kein Ding draus zu machen und wandte mich jemand anderem zu, um nun selbst eine Frage zu stellen.
In einem unserer letzten Monatsthemen bei MINEMA Martial Arts ging es um genau dieses Thema, um das Zuhören.
Kommunikationsfähigkeit ist vielschichtig und lässt sich hervorragend trainieren.
Ein bedeutender Teil unseres zwischenmenschlichen Miteinanders ist das Zuhören, die sogenannte Hörkompetenz. Diese bereits mit Kindern zu üben, macht durchaus Sinn. Denn sowohl die Kinder profitieren vom Kompetenzerwerb, als auch die gesamte Familie, da dadurch ein wertschätzender, verständnisvoller Austausch für alle möglich ist. Zuhören ist, wenn man es wirklich richtig machen möchte, eine ziemlich komplexe Angelegenheit, vor allem für Kinder. Und gerade deshalb ist es für die Entwicklung des Gehirns und den Erwerb sozialer Fähigkeiten besonders wertvoll.
Durch das Zuhören lernen Kinder
- Worte und Sprache
- das Wahrnehmen und Erkennen nonverbaler Botschaften
- das Wahrnehmen eigener Emotionen
- über Probleme nachzudenken und Konflikte kreativ zu lösen
- den Beziehungsaufbau zu anderen Menschen durch Empathie
Es lohnt sich also durchaus, sich gerade im Familienalltag dem Thema Zuhören bewusst anzunehmen.
Wie kannst du als Elternteil dein Kind bei dem Prozess der Hörkompetenz unterstützen?
- Sei ein gutes Vorbild und höre deinem Kind aufmerksam zu
- kommuniziere durch Erzählungen, die bei deinem Kind Interesse wecken
- Sprich ruhig und geduldig
- Nutze eine altersgerechte Sprache
- Vermittle klare und eindeutige Botschaften
- Achte auf altersangemessene Satzlängen und Pausen
- Stelle Verständnisfragen um herauszufinden, was dein Kind alles verstanden hat
- Rege dein Kind dazu an, das Gesagte zu wiederholen
Wenn Kinder ein Gespür für das Gehörte ihres Gegenübers entwickeln, wird sich das positiv auf ihre späteren Beziehungen, die sozialen Kompetenzen und das Konfliktverhalten auswirken. Derart unangenehme Situationen wie anfangs beschrieben entstehen dann eher nicht. Denn nicht nur für das Zuhören gilt: Frage nur, wenn du die Antwort wirklich wissen willst.
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