Meine Familie besteht aus vielen verschiedenen Persönlichkeiten. Es sind kreative Köpfe dabei, Organisationstalente, strukturierte und eher chaotische Charaktere. Jedes Familienmitglied hat eigene Bedürfnisse, Wünsche, Gaben und Herausforderungen im Alltag. Oft klappt etwas super, noch öfter geht aber irgendetwas ordentlich schief. Kommt dir das bekannt vor?
Wer in seinem Team Familie als Einzelperson wie auch als Gruppenmitglied erfolgreich, glücklich, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst leben möchte, muss das erst einmal akzeptieren und annehmen lernen. Unterschiedliche Werte und Vorstellungen vom Leben, vom Alltag, von Familie und von Glück prallen hier ebenso aufeinander wie etwa verschiedene Ablauf- und Kommunikationsvorstellungen in einem Arbeitsteam.
Das bedeutet, es ist notwendig, sich einander immer wieder neu kennenzulernen und das Wissen übereinander ständig zu aktualisieren.
Viele Familien leben oft vor allem in stressigen und anstrengenden Zeiten aneinander vorbei oder bekommen die inneren Entwicklungen, die zum Beispiel die Kinder oder der Partner vollziehen, nicht immer vollumfänglich mit. Daraus können schnell Konflikte entstehen.
Es geht also darum, ständig aktiv in Kontakt miteinander zu bleiben, die Bindung, das Vertrauen und das offene Interesse aneinander aufrecht zu erhalten.
Das gelingt besonders durch regelmäßige, im voraus vereinbarte Familientreffen. Ihr könnt euch etwa einmal pro Woche an einem festen Wochentag zu einer bestimmten Uhrzeit zusammensetzen und euch gezielt Fragen stellen. Ein gemeinsames Essen bietet sich besonders an.
Damit ihr euch alle wohl fühlt und kein steriles Meeting daraus wird, dürft ihr zuerst in Komplimenten baden, indem jeder etwas positives über jedes andere Familienmitglied erzählt.
- Wofür wertschätzt ihr euch?
- Welche Eigenschaft gefällt dir besonders am anderen?
- Wofür bist du deinem Bruder oder deinem Partner dankbar?
- Welches Erlebnis mit der jeweiligen Person hat dir besonders gefallen?
- Das sorgt für gute Laune und stärkt die Bindung zueinander.
Anschließend könnt ihr euch folgende Fragen stellen:
- Woran bist du diese Woche (in der Schule/Arbeit/Kiga) gescheitert?
- Warum war es trotzdem gut, dass du es probiert hast?
- Was hast du diese Woche (in der Schule/Arbeit/Kiga/…) erreicht?
- Wofür bist du diese Woche dankbar gewesen?
- Was hat dich glücklich gemacht? Was fandest du schwierig?
- Wann hast du dich besonders gut gefühlt?
- Wann hast du dich nicht so gut gefühlt?
- Warum hast du dich so gefühlt?
Durch das gemeinsame Revue passieren lassen und empathische teilnehmen der letzten Tage, erfahrt ihr mehr über die Bereiche des Lebens der anderen, bei denen ihr nicht anwesend seid und auch über die Gedanken- und Gefühlswelt. Es hilft auch dir selbst, dich zu reflektieren.
Danach geht es darum, die nächste Woche zu planen.
- Welche Herausforderungen warten auf euch?
- Was wünsche ihr euch für die nächste Woche?
- Wie möchte ich mich fühlen und wie erreiche ich das?
- Was möchte ich alles schaffen?
- Wer braucht worin Unterstützung und wer kann wen auf welche Weise unterstützen?Hier darf es konkret werden.
- Wer übernimmt den Tischdienst?
- Wer fährt das Kind zu MINEMA?
- Wer braucht emotionalen Beistand weil er sich mit einem Freund gestritten hat und wer möchte etwas mehr Zeit für sich oder ein Hobby?
Hier ist es ganz wichtig, alles wichtige aufzuschreiben und vor allem auch möglichst einzuhalten.
Gleichzeit dürft ihr akzeptieren, wenn mal etwas nicht ideal geklappt hat. Bleibt flexibel, achtet in erster Linie darauf, dass es auch allen gut geht und nicht, dass alle To-Do´s abgehakt werden, egal was ist. Damit niemand zu kurz kommt oder sich in seinen Bedürfnissen unbeachtet fühlt macht es Sinn, wenn jeder eine Wochenpriorität für sich nennt.
Beim nächsten Familentreffen darf dann besprochen werden, was gut geklappt hat, was nicht, und wie man es in Zukunft besser machen könnte.
Manchmal muss eine zeitlang herum probiert werden und es ändern sich auch immer mal wieder Dinge.
Um eine gute Bindung zu erhalten, solltet ihr Vorwürfe und Beurteilungen zu vermeiden und stattdessen Wünsche, Bedürfnisse und Beobachtungen äußern.
Du wirst sehen, wenn ihr dranbleibt, entwickelt sich daraus etwas ganz großartiges.
In unserer Familie haben sich inzwischen einige neue Talente herauskristallisiert, die sonst vielleicht im verborgenen geblieben wären.
Kinder lernen dadurch sich selbst besser kennen, übernehmen altersentsprechend Verantwortung, lernen Durchhaltevermögen, Kommunikations- und Teamfähigkeit, ihre Bedürfnisse, Gedanken, Emotionen, Grenzen und Stärken kennen. Dadurch entwickeln sie Resillienz und Selbstwirksamkeit.
Das wiederum ist der Schlüssel zu Glück und Erfolg im Leben.
Eltern wiederum werden entlastet, weil der Alltag besser funktioniert, finden dadurch mehr Zeit für sich selbst und können ihre Batterien besser aufladen.
Es ist außerdem ein unglaublich schönes Gefühl zu sehen, wie sich aus Kinder Stück für Stück eigenständige Persönlichkeiten entwickeln, die Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen können und dadurch die Welt ein Stück weit positiv verändern.
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