Als mein Sohn drei Jahre alt war, fragte ich ihn, was er sich zum Geburtstag wünscht. Er sagte: „Einen Kuchen!“ Als ich ihn ein paar Monate später fragte, was er sich zu Weihnachten wünscht, sagte er: „Einen Weihnachtsbaum!“ Er wünschte sich keine materiellen Dinge, auch wenn ein Kuchen und ein Weihnachtsbaum Objekte sind. Er wünschte sich damit das Gefühl von Glück. Er wünschte sich den liebevollen, besonderen Augenblick, an dem ihm feierlich und mit Liebe der Kuchen überreicht wird. Er wünschte sich die Aufmerksamkeit seiner Familie und das Gefühl, wichtig und besonders zu sein. Er würde die Kerzen auspusten, das erste, größte und schokoladigste Stück Kuchen mit den meisten Gummibärchen bekommen und dieser Moment würde ganz allein ihm gehören. Er wünschte sich den Weihnachtsbaum weil er damit die aufgeregte Spannung verband, die Weihnachten für Kinder bedeutet.
Das Warten, das sich Vorfreuen, das Wundern und Staunen, der Geruch der Tanne und Zimtplätzchen, das Schmücken und das achtsame Beisammensein der Familie.
Er wünschte sich also etwas, was wahrhaftig glücklich macht.
Als ich meinen Sohn ein paar Jahre später fragte, was er sich zum Geburtstag wünscht, sagte er: „Einen neuen, besseren Stunt Scooter, Geruchskapseln für mein Wasser, eine Drohne, ein neuen Spiel für meine Konsole, einen Gutschein für den Onlinehändler“ und so weiter. Er wünschte sich materielle Dinge weil er glaubt, dass sie ihn glücklich machen. Also nicht etwas, was wahrhaftig glücklich macht.
Uns erzählt jeder, dass man sich Glück durch materielle Dinge kaufen kann.
Und auch wenn ich versuche, meine Kinder von negativen Einflüssen fernzuhalten, kann es mir in der Welt, in der wir leben, nicht gelingen. Wir leben in einer Zeit in der wir vergessen, was wahres Glück bedeutet, weil uns ständig erzählt wird, was wir alles kaufen müssen, um glücklich zu sein. Wir Eltern glauben, je mehr Geld wir für unsere Kinder ausgeben, je mehr materielle Wünsche wir ihnen erfüllen, je teurer der neue Stunt Scooter und je angesagter das duftende Wasser sind, desto glücklicher machen wir unsere KInder.
In Wahrheit stimulieren wir nur ihr Belohnungssystem. Die Freude ist kurz, der Drang nach mehr hoch, die Spirale in Richtung Unglück beginnt sich zu formen. Es ist richtig, dass wir in unsere Kinder investieren. Doch nicht im materiellen Sinne.
Es ist die bewusste Aufmerksamkeit, die Wertschätzung, die Zeit, die wir ihnen entgegen bringen, die sie glücklich machen und stark für ihr ganzes Leben. Es ist die Investition in ihr Selbstbewusstsein, in ihre Entwicklung, in die Entfaltung ihrer individuellen Gaben und Talente, die sie erfüllen und dafür sorgen, dass sie ihr Leben selbstbestimmt und erfolgreich leben werden. Es ist die Investition in ihre Fähigkeit, wahres Glück zu erkennen und danach zu streben.
Mein Sohn hat natürlich manche der Dinge bekommen, die er sich gewünscht hat.
Er hat aber auch Erlebnisse von uns geschenkt bekommen. Herausfordernde Abenteuer und Erinnerungen, die ihn für immer prägen werden.
Er hat Zeit, dieses unendlich wertvolle, kostbare und rare Gut, von uns geschenkt bekommen und wir haben sie gefüllt mit Liebe, Wertschätzung und Glück.
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